1. Lied eines „Zugereisten“ (Wann wird man Bürger von Westerholt)
Schon öfter hab’ ich gelesen,
von Westerholter Art und Wesen,
von ihrer Treu’ und Biederkeit
und ihrer starren Eigenheit:
keinen als Bürger anzuerkennen,
der nicht Westerholt als Geburtsort kann nennen.
Zehn Jahre wohnte ich schon hier,
eine lange Zeit, so deucht es mir,
ich hatte mich gut hier eingewöhnt,
mit den Bräuchen hier schon ganz versöhnt.
Im Garten baut’ ich Kartoffeln, Salat,
Wurzeln, Kohl, Erbsen und Spinat;
doch Dicke Bohnen, die pflanzt ich nicht,
weil mir als Glatzer nicht behagt das Gericht.
Nun ging ich einmal spazieren im Wald,
da gesellte sich zu mir bald
ein älterer Mann, an dem ich konnt’ erkennen,
dass er Westerholt als Geburtsort mocht nennen.
Ich sagte ihm, Westerholter gefallen mir,
zehn Jahre wohne ich schon hier.
Da lachte der Alte und meinte fein:
„Da könnt Ihr bald Bürger von Westerholt sein.“
Zehn Jahre gingen dann wieder herum,
der Rücken ward steif und dabei etwas krumm,
da geh’ ich mal wieder so ganz allein
in die Westerholter Baut hinein.
Da gesellt sich wieder ein Mann zu mir.
„Ich kenn’ Euch“, spricht er. „Ihr seid schon lange hier.“
„Zwanzig Jahre“, sag’ ich; da wendet er ein:
„Da könnt Ihr bald Bürger hier sein.“
Wieder vergehen weit’re zehn Jahre,
die Hände sind zittrig, bald weiß die Haare,
da sitz ich mal bei einem Meister, der
verarbeitet Farbe, Tapeten und Kleister.
Wir sprechen so des Langen und Breiten
von früheren und jetzigen Zeiten.
Als ich sagte, dass vor dreißig Jahren
ich in Westerholt sei eingefahren,
da sagte der Meister: „Ich vermein,
Ihr könntet bald Bürger von Westerholt sein.“
Und wieder vergeht eine Reihe Jahre,
im Geist sehe ich mich auf der Totenbahre.
Hör’ manches sprechen mit einem Erben,
der Vater durft so früh nicht sterben,
denn wär’ er nicht so früh gestorben,
hätt’ er hier das Bürgerrecht noch erworben.
Ich seh mit im Geist an der Himmelspforte,
Sankt Petrus macht da nicht viel Worte;
sieht in die Papiere und zeigt nach der Seite:
„Geh’ dahin, da sind die Westerholter Leute,
sie singen zu Gottes Lob und Ehren,
geh’ hin und hilf Gottes Lob vermehren.“
Da sehe ich von weitem schon
Sankt Martin, Westerholter Schutzpatron.
Zu dem geh’ ich mit frommen Sinn
und reich’ ihm meine Papiere hin.
Er sieht hinein, der heilige Mann,
und sieht mich von der Seite an.
„Hier steht“, so spricht er, „geboren zu Glatz,
da ist doch bei uns für dich kein Platz,
geh’ nach der Glatzer Seite, mein Sohn,
dort steht Ignatius, dein Schutzpatron“.
Hier steht noch im Zeugnis, ich seh’ es genau,
hier in der Abteilung „Gartenbau“:
er pflanzte Kartoffeln, Kohl und Salat,
Wurzeln, Erbsen und auch Spinat;
doch dicke Bohnen, die pflanzte er nicht,
weil ihm als Glatzer nicht behagt das Gericht.
„Mein Lieber, dass du keine Bohnen gepott,
das verzeiht kein Westerholter, das verzeiht nur Gott.
Drum geh’ hier weg, das ist für dich better,
ich beschütz’ nur geborene Bohnenpötter.“
Sankt Ignatz winkt von weitem schon:
Komm nur herüber, du Glatzer Sohn.
Komm zu uns und gib dir dort keine Blöße,
hier bei uns bekommst du wieder Klöße.
Nun wird es dir wohl auch bald klar,
wie groß dein Irrtum auf Erden war,
ein Westerholter Bürger, das siehst du jetzt sein,
der muss in Westerholt geboren sein.
Tätst du hundert Jahre dort schalten und walten,
für einen Bürger hätten sie dich nie gehalten.
Hättest du selber mal so was laut gedacht,
sie hätten dich höchstens ausgelacht.“
Text: Dr. med. Josef Deitmer
Musik: Rektor Horstmann
Vernehmt, Ihr Männer dieser Stadt,
was unser Mund zu künden hat.
Lasst Hobelbank und Pflug und Schacht
und habet auf die Botschaft acht:
Allen Menschen sei beschieden
Eia Gloria Gottes Frieden
Gloria Gloria
Gloria in excelsis Deo.
Hört Mütter, Frauen dieser Stadt,
was unser Mund zu künden hat.
Vergesst des Tages Müh’ und Leid
und seid zu Gottes Wort bereit:
Allen Menschen......
Den Kindern auch in Westerholt
die frohe Botschaft gelten soll.
Die Kinder liebt Gott insgemein,
will ihrer aller Vater sein.
Allen Menschen.....